Ungarische Husaren leben ihre Traditionen, achten die alten Werte und ehren die Helden des Kampfes um ein freies Ungarn - Frühjahrsfeldzug 2002
"Eine Nation, die ihre guten Traditionen nicht pflegt, verliert ihre Identität."
In Ungarn werden Tradition und kulturelles Erbe im täglichen Leben eingebunden und bewußt vom überwiegenden Teil der vielschichtigen Bevölkerung wachgehalten. Das einst große Land Attilas (der an der Theis sein Hauptlager hatte) und der Magyaren wurde, nach den beiden Weltkriegen, Teritorial stark gestutzt, wodurch bis heute noch Konfliktpotenzial besteht.
Das ungarische Volk wurde, wie wir Deutschen, in mehrere Stücke zerteilt, das heißt Familien wurden getrennt, Kulturschätze und privates Eigentum gingen verloren oder wurden zerstört. Doch wenn man in dieses Land kommt spürt man eine ungewohnte Freiheit, eine so fürsorgliche Gastlichkeit und in vielen Menschen einen Patriotismus, der sagt: "Es geht nicht um mich allein, es geht um das Erbe unserer Väter, was für die Zukunft unseres Volkes erhalten bleiben muß!"
Jedes Jahr wird, seit der Wende, der Befreiungsfeldzug von 1848/49 nachgestellt. Damals versuchten die Ungarn ihre Unabhängigkeit von den Österreichern zuerkämpfen. Die Truppen der "Honvéd" (Befreiungkämpfer) wurden von Männern verschiedenster Nationalitäten, darunter viele Deutsche, unterstützt. Drei der Dreizehn führenden Generäle, die von Kaiser Franz Joseph I(der Gemahl der beliebten Sissi) nach verlorenem Befreiungskrieg hingerichtet wurden, waren Deutsche.
Die ungarischen Truppen konnten einige beachtliche Erfolge erziehlen und hatten die Österreicher schon besiegt, als Zar Nicolaus I der geschlagenen kaiserlichen Armee mit 204000 russischen Soldaten zu Hilfe eilte. Gegen eine solche Übermacht im Verhältnis von 1:3 konnten sich die Hovédtruppen eine Weile verbissen behaupten, aber nicht durchsetzen.
Am Ostersonntag 2002 folgten wir, die Schwadron der Radetzkyhusaren von Balatonhochland, stationiert im "Shagya-Araber-Gestüt Eichenhof Wutzetz", dem Ruf unserer ungarischen Freunde, sie beim Fühjahrsfeldzug zu unterstützen.
Wir waren täglich 8-10 Stunden im Sattel.
Wenn die Husaren durch die Ortschaften paradierten säumten Einwohner und Besucher jubelnd die Straßen. lle waren auf den Beinen. Ob jung, ob alt, ob Soldat oder Zivilist - alle waren irgendwie in dieses große Ereignis eingebunden. Originelle Folkloregruppen rundeten mit ihren mitreißenden Vorführungen das Szenario ab.
So ausgelassen wie gefeiert wurde, so schweigsam und andächtig war das Volk, wenn unter Salutschüssen aus Vorderladern und Kanonen das Andenken von Helden geehrt wurde, die oft entscheidenden Anteil an der Gestaltung der ungarischen Geschichte hatten.
Die Husaren, die Soldaten der Infanterie und Artillerie sowie die Pferde (ca. 70-100 Tiere) wurden von den entsprechenden Gemeinden deftig, großzügig und kostenlos verpflegt und beherbergt. Dafür beschützten die Kämpfer diese Ortschaften vor den einfallenden Österreichern, auf geschichtsautentischen Boden, in hervoragend geführten Schlachten, wie man das nur aus entsprechenden Filmen kennt.
Es war nicht immer leicht die ungarischen Befehle im Eifer des Gefechtes bei Feuer, brennenden Rauch, ohrenbetäubenden Kanonendonner, knallenden Csikóspeitschen, schreienden Kämpfern und Säbelklirren richtig zu verstehen. Den fünf bis zehntausend Zivilisten wurde ein unvergeßliches Erlebnis geboten wenn vierhundert Pferdehufe die Erde erzittern lassen, der Feind durchs Wasser fliehen muß und Verletzte blutend mit dem Leiterwagen vom Schlachtfeld geborgen wurden. Auch der Sauerstoff wurde bisweilen im Pulverdampf etwas knapp.
Allabendlich, beim Husarenball, waren die Verwundeten wieder einsatzfähig
Wir Radetzkyhusaren ritten an der Seite der Coburghusaren von denen wir auch Quartier und Pferde erhielten. Vielen Dank nochmals Ifj. Jánosi Imre Elnök und seinen Husaren aus Boldog. Vielen Dank vor allem meinem Freund dem Radetzkyhusaren Kovács Zolt und seiner Frau Rita ohne das Engagement dieser Beiden hätte es dieses aufwühlende Erlebnis und die vielen, neuen Bekanntschaften für uns nicht gegeben. Der gesamte Feldzug dauerte zehn Tage. Wir kämpften acht Tage bis uns die Heimat rief.
Nach einem Besuch unseres Regimentes im herrschaftlichen, ehemals bischhöflichen Reitstall zu Füßen der Burg Sumeg bei Herrn Major Cápári verließen wir Ungarn in Richtung Wutzetz bei Neustadt / Dosse.
Wutzetz, den 22.05.2002,